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Berichte Anlässe 2019

4. September 2019 - Städtliführung in Klingnau
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Ganz in der Nähe reich belohnt!

14 Frauen und 2 Männer machten sich auf die Reise über die Aare, um eine ganz besondere Stadtführung zu erleben. Nicht Rom, Berlin, Hamburg oder Wien standen auf der Liste, nein, es galt Klingnau zu entdecken.

Die Kleindöttinger kennen doch alle Klingnau - wieso sollten sie dort eine Stadtbesichtigung miterleben? Wer so dachte, wurde von Beat Bolliger des Besseren belehrt. Mit seiner auffälligen Klingnauer Blachentasche führte er souverän durch die Gässchen und wusste allerlei zu erzählen.

Die erste Überraschung gabs beim Abstieg über die Johannitergasse. Tatsächlich liess sich linkerhand ein erhaltenes Teilstück der äusseren Ringmauer erkennen. Schmunzelnd mussten die meisten Anwesenden zugeben, diese noch nie beachtet zu haben. An der Kreuzung zur Unterstadtgasse wurde das ursprüngliche Kinderheim St.Johann gesichtet und schliesslich natürlich die Probstei mit ihrem typischen St. Blasier-Wappen. Wer hätte gedacht, dass das Gebäude gegenüber einst ein Stall war? In unmittelbarer Nähe befindet sich auch eines der ältesten Häuser «Das Amtshaus des Klosters St. Blasien» mit seinem berühmten Doppelkeller-Ausbau, wo der Zehnte der Bauern gelagert wurde. Schade, dass das Gebäude sehr baufällig ist und seit Jahren nicht mehr bewohnt geschweige denn betreten werden kann. Weiter ging es unterhalb des Schlosses. Bevor der Stausee seine heutige Form erhielt, verlief ein Ausläufer der Aare genau unterhalb der Schlossmauer und bot mit einer Fährlandestelle die Möglichkeit, Waren und Personen auf der Aare Richtung Rhein zu transportieren.

Das Goldgässli war für die Besucher eine weitere Überraschung. Das Goldgässli ist darum speziell, weil genau hier ein Haus steht, das es schon vor der Korrektur der Aare gab. Eigentlich befand sich doch hier alles unter Wasser, aber selbst Beat Bolliger konnte keine Erklärung abgeben, wieso dieses Haus an diesem Ort existiert und all die Überschwemmungen überlebt hat.

Es folgte der Aufstieg zum Schloss. Ulrich von Klingen liess unmittelbar nach der Gründung 1239 zuerst den Turm bauen und ergänzte dann 30 Jahre später das Wohnhaus. Bevor die Frauen durch das Schlosstor gehen konnten, galt es aber noch, das Gebäude gegenüber zu würdigen, nämlich das erste Schulhaus von Klingnau. Beat Bolliger wusste zu berichten, dass hier zum Teil über hundert Schüler bei einem einzigen Lehrer die Schulbank drückten. Prost Nägeli!

Der Rittersaal ist im Schloss wohl der eindrücklichste Raum mit seiner alten Steinmauer und dem Eichenbalken, der von einem einzigen Baum entstammt. Wo wohl diese riesige Eiche gestanden hat? Beat Bolliger erzählte der staunenden Gruppe, dass sich die Decke zu senken begann, als sich die Bibliothek noch im oberen Stockwerk befand. Wissen in Worten gefasst hat ein unglaubliches Gewicht! Im oberen Stock durfte bei der Besichtigung weder das Trauzimmer fehlen noch der Nebenraum mit den teilweise erhaltenen Wappengemälden an der Wand. Was die Frauen jedoch magisch anzog, war ein Gemälde aus dem Jahre 1922, das im Trauzimmer hängt. Es zeigt den Blick vom Probstberg über die Aare hinweg. Da liess sich manch altes Gebäude von Böttstein und Kleindöttingen entdecken.

Die Kirche St. Katharina erstaunt äusserlich mit der ungleichmässigen Bauart. Das Mittelschiff stammt noch aus dem 13. Jahrhundert. Im 15. und 16. Jahrhundert ergänzte man den Turm und vergrösserte des Kirchenschiffs. Im Innern der Kirche entdeckt man beim Altar die aussergewöhnliche Bauweise des Turms, steht er doch nicht parallel zum Mittelschiff, sondern ragt seltsam schräg ins Mittelschiff hinein. Auf der Rückseite der Kirche ist der Parkplatz. Hier befand sich im Mittelalter der Friedhof. Auch der Johannitersaal darf beim Erzählen nicht vergessen werden. Er war ursprünglich die Kirche der Johanniterkommende. Früher existierte noch ein Glockenturm, der leider der Umstrukturierung zum Opfer fiel.

Klingnau hat in seiner fast 780jährigen Geschichte einige Besitzerwechsel erlebt und 3 Stadtbrände durchgemacht. Viele Gewölbekeller zeugen von den alten Zeiten, weil sie den Bränden, da aus Stein gebaut, stets trotzten.

Die Städtereisenden haben sich in zwei Stunden ein solches Wissen angeeignet, dass sie im Anschluss an die Führung unbedingt eingekehrt werden mussten. Denn Wissen erfahren macht bekanntlich durstig! In der Gartenwirtschaft im Städtli stiessen sie miteinander an und plauderten fröhlich über das Erlebte.

Bericht: Patricia Dal Monte

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